Die Befreiung
Auf der Suche nach einem vermeintlichen “SS-Lager in Gunskirchen” entdeckten am Abend des 4. Mai 1945 Soldaten der 71. Infanterie Division der 3. US Armee das “Judenlager im Wald”. Hinter dem Lagertor sahen sie Menschen schlurfend, kriechend oder liegend in knöcheltiefem Schlamm. Der Waldboden war mit Leichen übersät. Entsetzlicher Gestank von menschlichen Exkrementen hing in der Luft. – Noch Jahre später erzählte der damals junge US-Soldat Bill Juksch: “Ich habe noch nie ein Buch über den Holocaust gelesen, denn in Gunskirchen habe ich ihn mit eigenen Augen gesehen.” – Wer noch am Leben war, wurde in den Tagen nach dem 5. Mai in umliegende Notspitäler und Lazarette nach Wels, Lambach, Bad Schallerbach, Hörsching und andere Orte gebracht. – Viele aber starben noch Wochen später. – “Vielleicht weil der Typhus und die körperlich Schwäche zu weit fortgeschritten waren.”, meinte Hugo Gryn. Während er im Militärhospital Hörsching-Neubau im Koma lag, verstarb dort sein Vater Geza. – Zwei Wochen lang mussten Wehrmachtssoldaten unter der Aufsicht der Amerikaner die Toten im Wald begraben. In frühen behördlichen Aufzeichnungen wurden in sieben Massengräbern zwischen 3.000 und 5.175 bis 6.500 Tote dokumentiert.
Foto: USHMM Collection, Samuel Teicher, Gunskirchen, 6. Mai 1945
Angelika Schlackl, Martin Kranzl-Greinecker
zurück