GESCHICHTE
Im Unterschied zu anderen KZs gibt es relativ wenig Dokumentation zum Nebenlager Gunskirchen, so wurden zum Beispiel keine Gefangenenlisten geführt. Dennoch können wir aus Berichten von Überlebenden und Befreiern viel über die Geschichte des Lagers erfahren.
Ausführliche Informationen
zur Geschichte des Lagers
von Angelika Schlackl (Download pdf)
Die Errichtung des Waldlagers
Dez. 1944 - März 1945
Im Dezember 1944 wurden mehrere Hundert Häftlinge aus Mauthausen in der alten Volksschule in Gunskirchen untergebracht, um mit dem Aufbau eines Lagers im Wald von Edt bei Lambach zu beginnen. Es wurden 11 primitive Holzbaracken errichtet, die für jeweils etwa 300 Gefangene gedacht waren. Die halbfertigen Baracken boten keinen nennenswerten Schutz vor Regen, Wind oder Kälte.
Die Todesmärsche
April 1945
Wegen des Heranrückens der russischen Armee in der Endphase des Krieges wurden zehntausende KZ-Häftlinge aus dem Osten nach Mauthausen überstellt. Viele dieser Häftlinge waren ungarische Juden, die beim Bau des sogenannten "Südostwalls" eingesetzt worden waren.
Aufgrund der Platznot wurden die Häftlinge im sogenannten "Zeltlager" untergebracht, aber auch dieses war bald hoffnungslos überfüllt. Deshalb gab Lagerkommandant Ziereis im April 1945 den Befehl, das Zeltlager zu evakuieren und die mehrheitlich jüdischen Gefangenen in das Waldlager Gunskirchen zu verlegen.
Im April 1945 wurden an verschiedenen Tagen jeweils mehrere Tausend Häftlinge über Ennsdorf, Enns, Kristein, Asten, St. Florian, Ansfelden, Pucking, Weißkirchen und Wels in das ca. 60 km entfernte Nebenlager geschickt. Es gab weder Wasser noch Proviant.
Auf den Märschen wurden alle, die vor Erschöpfung zusammenbrachen, von den Wachen erschossen oder erschlagen und am Wegrand zurückgelassen.
Die Märsche von Mauthausen nach Gunskirchen forderten von allen Todesmärschen die meisten Opfer.
Verschiedene Denkmäler auf dem Weg zeugen von den Morden; allerdings ist davon auszugehen, dass nicht alle Opfer ein sichtbares Grab bekommen haben.
Das Lager
April - Mai 1945
Im Lager Gunskirchen wurden die Häftlinge nicht registriert, daher gibt es keine genauen Belegungszahlen. Es sollen zwischen 17.000 und 20.000 Menschen das Lager erreicht haben, mehr als 1.000 davon Frauen und Kinder.
Die Zustände im Lager waren unerträglich. Es gab nur äußerst wenig zu essen und kaum Wasser. Die Baracken waren viel zu klein für so viele Menschen, sodass viele übereinander oder dichtgedrängt, mit angezogenen Knien hintereinander sitzend schlafen mussten. Wer keinen Platz fand, musste im Freien übernachten.
Es regnete viel, und die hygienischen Umstände im Lager waren katastrophal, sodass sich bald Flecktyphus ausbreitete und vielen das Leben kostete. Täglich starben bis zu 200 Menschen an Hunger, Krankheit oder Misshandlungen. Es war nicht mehr möglich, die Leichen zu begraben, sodass der Wald voller Leichen war.
Die Befreiung
4. Mai 1945
Nur wenige Tage vor dem Ende des Krieges, am 4. Mai 1945, entdeckten amerikanische Truppen das Lager.
Die Wachmannschaften hatten das Lager bereits verlassen.
Den Soldaten der 71. Infanteriedivision bot sich ein grauenhaftes Bild. Sie fanden Tausende von Häftlingen vor, von denen viele dem Tod näher waren als dem Leben. Manche erlebten die Befreiung, starben aber kurz darauf an den Folgen des unmenschlichen Lagerlebens.
Die Stärkeren unter den Überlebenden machten sich zum Teil selbst auf den Weg nach Hause, viele Kranke wurden in Krankenhäuser in Wels, Hörsching und Steyr gebracht.
Nach der Befreiung
Angaben der Befreier zufolge waren ca. 3.000 Tote in Massengräbern verscharrt worden.
1979 wurden 1227 Leichen exhumiert und in der Gedenkstätte Mauthausen beigesetzt. Es ist davon auszugehen, dass nicht alle Opfer geborgen und nach Mauthausen überführt wurden.
Ausführliche Informationen zur Geschichte des Lagers (pdf)
von Angelika Schlackl