Enthüllung der Gedenktafel an der alten Volksschule


Am 3. April 2025 wurde an der alten Volksschule in Gunskirchen eine Gedenktafel für diejenigen KZ-Häftlinge enthüllt, die im Dezember 1944 von Mauthausen hierher verlegt worden waren.

Martin Kranzl-Greinecker von der Arbeitsgruppe Gunskirchen, die die Gedenktafel initiierte. 
Foto: 
Matthias Sandau / Agentur Simply Different 2025 

 

Ansprache zur Enthüllung der Gedenktafel

Gunskirchen am 3. April 2025 
Martin Kranzl-Greinecker 
 
Liebe heute hier anwesende Frauen und Männer! 
Kein Krieg und kein politisches Regime fällt vom Himmel. Immer braucht es Menschen, die zuvor Pläne fassen und diese verwirklichen, oft mit gewaltsamen Mitteln. Auch die Konzentrationslager der Nationalsozialisten mussten errichtet werden, perfider Weise von den Häftlingen selbst. 
Wir stehen an jenem Ort, an dem ab Ende Dezember 1944 unter dem Namen Notbehelfsheimbau das Errichtungskommando für das im Hochholz bei Edt gelegene Außenlager des KZ Mauthausen untergebracht war. In dieser alten Schule lebten damals 400 Männer, die täglich in den Wald getrieben wurden, um dort in nicht einmal drei Monaten jenes riesige Lager aus dem Boden zu stampfen, das in Wahrheit ein so übles Provisorium war, dass es heute niemals für die Haltung von Tieren zugelassen würde und das auch damals die Nazis ihren Tieren solche Zustände nicht zugemutet hätten. 
In der Gunskirchener Gemeindechronik ist angegeben, dass vor genau 80 Jahren in diesem Gebäude, der alten Schule, 400 KZ-Häftlinge aus Mauthausen untergebracht waren. Bewacht von Posten mit schussbereiten Gewehren marschierten die halbverhungerten Menschen, vorwiegend Polen und Russen, täglich in den Wald zur Schwerarbeit, wo sie mit Schlägen angetrieben und brutal misshandelt wurden. Mittags erhielten sie eine dünne Wassersuppe. Wiederholt kam es vor, dass nach Arbeitsschluss Erschöpfte von ihren Kameraden heimgetragen werden mussten – zurück in die mit Stacheldraht umgebene und rund um die Uhr von einer SS-Mannschaft bewachte Schule. Jeden Tag zog die Häftlingskolonne zweimal durch den Ort. Was werden die Leute hinter ihren Fenstern gedacht haben? Manche hatten Mitleid, es gibt Berichte über heimlich zugesteckte Lebensmittel. Vielen wird das Geschehen großen Schrecken eingejagt haben, die meisten werden ängstlich gewesen sein, andere haben weggeschaut und konnten sich später an nichts erinnern. Und ohne Zweifel hat es auch solche gegeben, die all dies vollkommen richtig fanden, obwohl der 2. Weltkrieg schon in seinen letzten Zügen lag und es sich hier in Wahrheit um klassische Endphasenverbrechen handelt. 
In Erinnerung daran, dass mitten im schönen Ort Gunskirchen solch unsagbare Gräueltaten geschahen, die Menschen ihre Würde nahmen und das Leben kosteten, wird heute eine kleine, einfach und unaufgeregt gestaltete Gedenktafel enthüllt – natürlich auch mit Blick auf alle anderen Opfer von Krieg Terror und Gewalt in allen Teilen der Welt, gestern ebenso wie heute. 
Über allem steht die klare Ansage, nicht zu vergessen und es niemals wieder geschehen zu lassen. Nicht soll wahr werden, was im KZ-Mauthausen auf einem Denkmal zu lesen ist: 
„Das Vergessen des Bösen ist die Erlaubnis seiner Wiederholung.“

Nach der Ankunft der US-Befreier wurde die Schule als Sanitätsstation genutzt, und der italienische Architekt Ludovico Barbiano di Belgiojoso, der zu Kriegsende hier als Häftling war, fertigte damals mehrere Zeichnungen an, die bis heute erhalten sind. Eine davon, es ist der Blick zum Kirchturm aus der hiesigen Perspektive, wird nun erstmals gezeigt. Wir danken der Organisation der italienischen Mauthausen-Häftlinge ANED für die Erlaubnis, die authentischen Zeichnungen in der Vermittlungsarbeit zu verwenden.

Bedanken möchte ich mich namens des Österreichischen Mauthausenkomitees und der Arbeitsgruppe Gunskirchen, die sich seit über fünf Jahren um die Realisierung dieser Gedenktafel bemühte, bei der Marktgemeinde Gunskirchen, besonders beim Bürgermeister und beim Team des Bauhofs für die Montage der Tafel sowie bei allen Zuständigen, die unterstützend für die heutige Enthüllung tätig waren.  

Danke an die musikalische Umrahmung durch die Musikschule. Ich danke dem Grafiker Wolfgang Mairinger für seine Expertise und Gestaltungshilfe und ganz besonders der Firma Voran in Pichl bei Wels, namentlich Herrn Betriebsleiter Franz Lugmair, für die kostenlose Herstellung der Niro-Tafel mittels moderner Lasertechnologie. 

Allen Kolleginnen und Kollegen aus der Gedenk- und Erinnerungsarbeit möchte ich dafür danken, dass wir drangeblieben sind und langen Atem bewiesen haben. Heute ist nicht das Ende des Projekts, nun geht die Arbeit für ein Morgen weiter, das wir alle gemeinsam hoffentlich so gestalten, dass nicht in wenigen Jahrzehnten neuerlich Gedenktafeln errichtet werden müssen für Menschen, die mitten unter uns Unsagbares zu erleben hatten.

 

Wir wollen nun schweigend kurz an jene denken, die in diesem Haus gelitten haben, bevor wir anschließend als letzte Etappe der Todesmarsch- Gedenkwanderung gemeinsam denselben Weg ins Hochholz antreten, den auch die entkräfteten Häftlinge von hier täglich zweimal zurücklegen mussten. 
Vielen Dank für Ihr Hiersein. 

 Am 3. April 2025 wurde an der alten Volksschule in Gunskirchen eine Gedenktafel für diejenigen KZ-Häftlinge enthüllt, die im Dezember 1944 von Mauthausen hierher verlegt worden waren. 

Diese ca. 400 Häftlinge wurden täglich durch den Ort ins Hochholz getrieben, um dort Holzbaracken zu bauen. Ein paar Monate später sollten diese Baracken Tausende jüdische Gefangene aufnehmen, die in den Todesmärschen von Mauthausen nach Gunskirchen getrieben worden waren.

Die Enthüllung fand im Rahmen des Ged-Denk-Marsches statt. Angehörige von Überlebenden des KZ Gunskirchen waren gemeinsam mit österreichischen Freunden in den Fußstapfen ihrer Vorfahren den Weg von Mauthausen nach Gunskirchen gegangen.

Vertreter der Gemeinde Gunskirchen:
Christian Schöffmann, Bürgermeister
Christian Renner, 2. Vizebürgermeister
Jutta Wambacher, Gemeindevorständin
Klaus Wiesinger, Gemeinderat